Chronik

„Stellt Euch vor, vor vielen, vielen Jahren,
keiner weiß, wie lang’ ist’s her,
da wurde ein Faschingskind geboren,
und das hieß SANDORIA …“


Ganz so lang ist es denn doch nicht her, wie der an ein Märchen erinnernde Text des Sandorialiedes glauben machen will, daß „SANDORIA" geboren wurde. Wir wissen genau, daß dieses Kind, inzwischen längst den Kinder­schuhen entwachsen, schon über 25 Jahre alt ist.

Aber märchenhaft ist an diesem Faschingskind, daß es im Gegensatz zu anderen Kindern keine Mutter, dafür aber etliche Väter hatte. Und da alle diese Väter gestandene Fußballer waren, verwundert es auch nicht, daß„SANDORIA" in ihren frühesten Kindheitstagen so fußballbe­geistert war, daß sogar die ersten Veranstaltungsmottos diesem schönen Männnersport gewidmet waren.

Damals, im winzig kleinen Kreis von 60 Zuschauern, hat alles begonnen. Kein Elferrat sondern ein sogenannter Dreierrat hatte sich zusammengefun­den und beschloß, ein kleines Faschingsprogramm zu organisieren. Die fußballbegeisterten Narren von Sandersdorf wurden im Handumdrehen in „Pappnasenstimmung" versetzt und fanden das Geschehene einfach toll. An diesem Tag wurde außer dem Karnevalsverein auch unser „SANDORIA -HELAU" geboren, der Narrengruß, den man ab sofort pünktlich in jedem Jahr am 11.11. in Sandersdorf hören konnte. Die Begeisterung und die Freude am Kostümieren, eben mal so richtig närrisch sein, griff wie ein Virus um sich, eine wahre Faschingsepedemie war entstanden.

Wie jedes Kind hatte auch „SANDORIA" in frühester Zeit Unter­stützung nötig, und wenn die gar von Zaube­rern oder sogar von Magiern mit Schlangen kam, war das bestimmt sehr schön, brachte das Kind aber nicht eigentlich voran. So war es kein Wunder, daß die Väter die ganze Erziehung und Ent­wicklung mit viel Elan und Fleiß, Begeisterung und einem tüchtigen Schuß Humor selbst in die Hand nahmen. Recht schnell lernte das Kind tanzen, zunächst in Holzschuhen recht klassisch, später versiert auch bei modern­sten Rhythmen. In den ersten Jahren war seine Kinderstube das Sportler­heim, nur wenig später wurde der Märchenwald schon im„Thüringer Hof" aufgebaut. Schließlich war„SANDORIA" jetzt schon sieben Jahre alt und

hatte auch schon den „Trubel auf dem Olymp" und „Karne­val auf dem Bauernhof" erlebt. In diesen Jahren war das Programm umfangreicher geworden, die Zahl der Akti­ven war gehörig gewachsen - da verwundert es auch nicht, daß aus dem dreiköpfigen Narrenrat inzwischen ein richtiger Elferrat geworden war.

Neben den tanzenden Männern wurden die Moderatoren und die „Sandoria-Singers" zu einer festen Einrichtung. Längst hatte sich auch eingebürgert, daß das Motto des Jahres ein themenbezogenes Programm erforderte, von dem auch Aktualität erwartet wurde. So war es zu erklären, daß das Kind im Märchenwald den Schlümpfen begegnete und auf seiner Weltreise im darauffolgenden Jahr gar eine kleine Strecke mit dem Traumschiff fuhr.

Im Alter von etwa zehn Jahren stellt man bei Kindern mitunter erhöhtes Wachstum fest. Bei unserer„SANDORIA" konnte man es auch beobach­ten. Die ersten Mitwirkenden der zweiten Generati­on waren schon im siebten Programm bei den „Bremer Stadtmusikanten" dabei. Beim „Burgfasching", dem neunten Programm, kamen die „Volley’s“ als kämpfende Ritter, als „Fliegende Engel" im darauffolgenden Programm „Zwischen Himmel und Hölle" die Mitglieder der Sportgruppe dazu.

Mit zwölf Jahren war „SANDORIA" zum letzten Mal im „Thüringer Hof" zu Gast. Hier konnte das Publi­kum noch „Wetten daß..." und das Traumpaar aus „Dirty Dancing" erleben.

Und obwohl die Väter dem Kinde alles andere als Aberglauben beigebracht hatten, mußte doch gerade die dreizehnte Session im Exil stattfinden. Die „Märchen aus 1001 Nacht" fanden in Holzweißig statt, mit einem Publikum, das der heranwachsenden „SANDORIA" in gewohnter Stärke aus Sanders­dorf hierher gefolgt war.

Die nun vierzehnjährige „SANDORIA" durfte in ein neues Zuhause zurück, die Turnhalle in Sandersdorf,die gerade zum Weiterwachsen herausforderte. In dem Alter darf man schon mal ein wenig vorfeiern, wie zum Lumpenball, der inzwischen eine Tradition geworden ist und von der Programmgestaltung her die gleichen Dimensio­nen hat wie die Hauptveranstaltungen der Session. Mit vierzehn Jahren sind Kinder auch so groß, daß sie allein auf die Straße dürfen, so wie „SANDORIA" zum Karnevalsumzug, und so hübsch, daß man ihnen auf der Straße auch schon mal hinterherschaut.

Seit dieser Session ist unser Kanonier als ständiger Begleiter des Programms dabei, setzt mit Rauch und Knall des Eröffnungsschusses wohl auch ein Zeichen für gewachsenes Selbstvertrauen der nun jugendlichen„SANDORIA". Das spürte auch das Publikum, als damals die „Neuen Bundesländer" mit großem Beifall verabschiedet wurden. Erstmals erschien ein Foto in der Tagespresse - hochformatig, weil die Sportler­pyramide anders nicht zu fassen war.

Zum fünfzehnten Geburtstag gratu­lierte ein Weltstar, der keine Allüren hatte, dafür so unerhörten Zuspruch beim Publikum fand, daß der letzte Auftritt von „Tina Turner" erst am frühen Morgen endete.

Bewußt setzt in dieser Zeit eine Entwicklung ein, die von der ursprünglichen Faschingsveranstaltung hinführte zu einem Rahmen, der einem Varieté ähnelt. Neben den sportlichen Darbietungen dominiert der Tanz, vertreten durch die Frauentanzgruppe im Tigerlook oder Indianer­kostüm, oder der Mädchen­tanzgruppe im Hexen-Outfit oder mit perfekten Imitationen von Michael Jackson oder Charlie Chaplin - jedesmal eine Augenweide.

Um die Erziehung der sechzehnjährigen „SANDORIA" zu sichern, ging es in die Berge. Ob allerdings die „Harzwanderung" oder das Märchen von „Schneewittchen und den sieben Zwergen", das klassische Pas de deux oder besinnliche schottische Folklore wirklich etwas ausrichten bei unserer munteren Jubilarin, darf getrost spätestens seit dem Auftritt von „Cotton Eye Joe" bezweifelt werden.

Als 1996 mit einem Boxkampf der Reigen der Attraktionen begann, kümmerte sich auch der Mitteldeutsche Rundfunk um unsere „SANDORIA", war dabei, als Azteken durch die Seile sprangen und das Männerballett erstmals mit schwerer Technik - einem blitzenden Motorrad - auftrat.

Es muß wohl nicht nur dem Publikum, sondern auch den Fernseh­leuten gefallen haben, denn als „SANDORIA" volljährig wurde, waren sie wieder da, zeichneten die ganze Veranstaltung auf und borgten sich für den mitgebrachten Star auch gleich Mitglieder der jüngsten Gruppe, dem „Power im 10er Pack", aus. Roberto Blanco wirkte wohl am meisten durch die Mädchen. Die Jacob Sisters wirkten durch die Stimmung und die Pudel. Und die Aktiven des SKV wurden zusätzlich motiviert durch die laufenden Kameras, ob „Paradiesvögel" oder „Prinz Black", exotische Tanzdarbietungen oder fliegende Tiere über rauchendem Vulkan - die Session war gelungen.

Im letzten Jahr stellten wir wieder fest, daß man Fasching auch ohne Fernsehen feiern kann. Die Jacob Sisters waren wieder da - besser als je zuvor. Wie seit einigen Jahren gewohnt, wurden Geschichten erzählt, diesmal aus Asien. Das Mädchenballett zeigte beeindruckend schlafende Prinzessinnen, die durch den Tanz erlöst wurden, der „10er Pack" hatte den schönsten Drachen der Geschichte Sandersdorfs dabei und „Tabaluga und Morgenröte" gingen so recht ans Herz.Tibetanische Trommeln und „Sindbads siebte Reise", die Frauen in„One Night In Bangkok" und natürlich die Damen des Männerballetts mit „Osram Dulux" vervollständigten eine Veranstaltung, die auf das Jubiläum neugierig machte.

Es ist schon wahr, das Faschingskind „SANDORIA" war erwachsen geworden. Aus kleinsten Anfängen wurden ansprechende Großveranstaltungen.

Sandoria machte im folgenden Jahr sogar in Hollywood Karriere und begab sich später auf das eigene Kreuzfahrtschiff, die MS „Sandoria“. Inzwischen dem Teenageralter entwachsen, bekam sie 2001 auch ein neues Familienoberhaupt, den Hubi. „Präser“ Bernd hatte sein Kind in den vorangegangenen 22 Jahren stets gehegt und gepflegt und ihm eine gute Erziehung beschert. Längst hatte sie aber auch einen breitgefächerten Musikgeschmack entwickelt und veranstaltet somit eine eigene „Oldienacht“, scheute sich aber auch nicht vor dem Besuch im „Theater“, um berühmte Leute zu treffen. 2004 dann der große Geburtstag zum 25jährigen Bestehen des geliebten Faschingskindes. Unter dem Motto „25 Jahre sind nun voll – der SKV feiert immer noch ganz doll“ brachte die ganze SKV-Familie dem Jubilar geballte Darbietungen aus mehreren Jahren Faschingsgeschichte.

Ganz war das Kind in Sandoria aber noch nicht verloren gegangen, lud sie uns doch in den „Erlebnispark“ ein. Es waren Madonnas, singende Kängeruhs oder das Phantom der Oper zu Gast.
Max Raabe ließ es sich nicht nehmen mit dem Palastorchester seine Aufwartung zu machen.
Simba, der König der Löwen, schaute mit seinem Gefolge in der Narr Halla vorbei, bevor die hauseigenen Krankenschwestern das Publikum verarztete und zum Abschluss noch mal Besuch aus dem Busch anklopfte, um die afrikanische Variante der 5-Minutenterrine zu präsentierte.

Aber wie geht es weiter? Müssen nicht auch heute 27jährige an einen natürlichen Alterungsprozeß denken? Bei unserer „SANDORIA" ist das anders. Sie wird jung bleiben, weil Fröhlichkeit und Humor jung erhalten, weil seit Jahren jedes mal neue und junge Gesichter unter den Aktiven sind, die die Veranstaltungen der Sessionen gestalten.

Und sollte doch irgendjemand meinen, mit dem jugendlichen Alter der „SANDORIA" sei es vorbei, dann laßt uns künftig die Jahrzehnte zählen. Wir gehen auf die Drei!

An unserem 27. Geburtstag, blicken wir auf eine Besucherzahl, die etwa 10 mal größer ist als damals zur Geburt der Sandoria und das allein an einem Abend. Diese fantastische Resonanz, die wir in erster Linie unserem treuen und dankbaren Faschingspublikum verdanken, gibt allen Akteuren des SKV e.V. jedes Jahr aufs Neue Kraft und Ansporn, neue Ideen mit viel Humor zu finden.

Spaß machen soll's und die Stimmung im Saal soll„brodeln". Diesen Hinter­gedanken haben alle Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen, die in einem 2stündigen Programm von den Alltagssorgen und dem Berufsstreß ablenken möchten.

Ich bin mir sicher, das wird uns auch in diesem Jahr, unserem 27. Narren­dasein, gelingen.

Was aber abschließend noch gesagt werden muß, ist zum einen mein ganz besonderes Dankeschön an das treue Publikum, das durch Applaus und Begeisterung die Mühe der fleißigen Karnevalisten honoriert.Zum anderen möchte ich mich bei allen Mitgliedern des Sandersdorfer Karnevalsvereins bedanken, die es durch ihr Engagement ermöglichten, die 5. Jahreszeit so beliebt zu machen.

Ich wünsche uns allen viel Spaß, gutes Gelingen für die Sessionen und noch viele schöne Jahre des närrischen Treibens in unserer Narr Halla zu Sandersdorf.


SANDORIA-HELLAU